Das Emsdettener Venn als Filmkulisse

„Paula“ der Modersohn-Becker-Film

Erlebte Geschichte:

Das Emsdettener Venn bot die richtige Filmkulisse für den neuen Kinofilm „Paula“, der die letzten Lebensjahre der Künstlerin Paula Modersohn-Becker in Worpswede nachzeichnet. Für rund eine Woche war das Venn Spiegelbild einer längst vergangen Epoche. Eine Zeit, die von großen Widersprüchen geprägt war. Im Moor lebten die Arbeiter mit ihren Familien in ärmlichen Lehmhütten und schufteten 12 bis 14 Stunden täglich, um den Lebensunterhalt zu verdienen. Die Arbeit im Moor war eine rechte Plackerei.

Ulrich Hartmann, Heimatkundler des Heimatvereins Gnarrenburg-Augustusdorf, einem Vorort von Worpswede beriet die Filmemacher bei der authentischen Hintergrundgestaltung. Bei seinen Arbeiten im Emsdettener Venn entstand daraus auch ein reger Kontakt zu Ludwig Klasing von den Umweltverbänden Emsdetten. Er konnte viel aus der Geschichte Worpswedes und dem Torfstich dort erzählen. „Es war ein freundschaftlicher Austausch, bei dem wir viel lernen konnten“, freut sich Ludwig Klasing heute.

Für einige Filmszenen, die in der Zeit zwischen 1903 und 1907 in Worpswede spielt, musste die damalige Situation im Teufelsmoor nachgestellt werden. Paula Modersohn-Becker war nach der Rückkehr aus Paris wieder nach Worpswede zurückgekommen. Für ihre künstlerischen Arbeiten ging sie mit Vorliebe in das unweite Teufelsmoor, um die Familien, die dort lebten und hart arbeiten mussten zu beobachten und auf ihren Bildern zu verewigen. Dort entstanden die vielen eindrucksvolle Bilder, die inzwischen in den Galerien der Welt hängen.

Heute Plätze zu finden, die die damalige Situation widerspiegeln könnten, sind rar. Aber die Filmcrew fand für einige Szenen im Moor die rechte Vision im Emsdettener Venn. Hier, an einem idyllisch anmutendem Platz wurde eine Hütte nach historischem Vorbild als Wohnung für ein Arbeiterpaar aufgebaut. Der dazu gehörige Torfstich nebst Schubkarren, Tragekörben, Werkzeugen und der historischen Torfbahn liehen sie beim Augustendorfer Moorhof aus, einem sehenswerten Museumshof im Teufelsmoor nur ca. 15 Kilometer von Worpswede entfernt. Auch das erforderlich Torf stammt aus dem Teufelsmoor. Das Moor, nördlich von Bremen zwischen Wümme und Oste gelegen, dehnt sich über 500² Kilometer aus und wird teilweise immer noch bewirtschaftet,

Inzwischen sind die Dreharbeiten zum Paula Modersohn-Becker Film abgeschlossen. Der Filmtross mit seinen vielen Komparsen ist wieder auf dem Heimweg. Aber sie haben einige interessante Relikte hinterlassen, die vor allem bei den Naturschützern der Umweltverbände auf reges Interesse stießen. Zunächst war die Verwunderung groß, denn die Norddeutschen Torfstecher hatten rechteckige Torfziegeln mitgebracht, wie sie im Teufelsmoor üblich waren. Hier im Emsdetten Venn wurde der Torf in quadratischen Formen abgegraben und in Diemen zur Trocknung aufgestapelt.„Die Arbeit im Moor war heute wie damals eine rechte Knochenarbeit“, wie Ludwig Klasing dazu bemerkt. Der Torf aus dem Teufelsmoor wurde den Naturschützern gestiftet und wird in Zukunft als Anschauungsmaterial dienen.

Die Filmcrew aus dem Norden ist wieder weg und allein die aufgeschichteten Torfringel und Hümpel – wie die Torfstapel im Teufelsmoor genannt werden – erinnern an den kurzen Besuch.

 

Ein Hinweis von Ludwig Klasing zur derzeitigen Situation im Venn:

Das Emsdettener Venn hat in den letzten Jahren eine gute Entwicklung machen können, dank der intensiven Arbeit gewinnt die Rosmarinheide, die Glockenheide, der Sonnentau und das Torfmoos seinen angestammten Lebensraum zurück. Dies auch dank des intensiven Naturschutzes

Und hier noch etwas über den Film:

„Paula“, ihre Filmgeschichte beginnt im Jahre 1900. Damals ist Worpswede ein idyllisches Dorf unweit von Bremen, in dem eine berühmt gewordene Schar von Malern lebt und arbeitet. Sie ist gerade 24 Jahre alt, will Malerin werden und bis zum 30 Geburtstag berühmt sein. In dieser Zeit kreuzt der Schriftsteller und Lyriker Rainer Maria Rilke dort auf. Mit ihm und zwischen Paula und ihrer Freundin beginnt ein subtiles Spiel wechselseitigen Begehrens. Aber ein zweiter Mann durchkreuzt das Spiel, es ist Otto Modersohn.

„Paula“, ist die faszinierende Geschichte einer hochbegabten Künstlerin und einer radikal modernen Frau zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Gegen alle Widerstände und mit unbändiger Kraft lebte Paula Modersohn-Becker ihre Vision von künstlerischer Selbstverwirklichung und ihre romantische Vorstellung von Ehe und Liebe.

Wieder Ruhe im Venn:

Nachdem nun die Filmszenen abgedreht und im Kasten sind und der Filmtross verschwunden ist, können wir nur mit Spannung auf das fertige Filmepos warten. Wie die Pandora-Film Produktionsgesellschaft dazu mitteilt, können die Zuschauer erst Ende nächsten Jahres mit dem Filmstart rechnen. Die Anregung vor dem offiziellen Filmstart ein Preview im Emsdettener Metropolis zu veranstalten, wollen die Verleiher gern nachkommen.

 

29. September 2015              Friedel Hesseling

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