Schutz der renaturierten Ems bei Hembergen

Das Naturschutzgebiet „Emsaue“ bedarf mehr Ruhe, um eine nachhaltige Regeneration zu gewährleisten.

Die Ems aus der Vogelperspektive bietet einen besonders sehenswerten Ausblick. Insbesondere der renaturierte Bereich zwischen Hembergen und Saerbeck verwandelt sich seit Fertigstellung der Baumaßnahme vor nunmehr drei Jahren zurück zu einem besonderen Naturjuwel.

Eine Einlassung von Karl Ridering zur Situation an der Ems.

Emsdetten. Die technische Wiederanbindung des Altarmes in Hembergen kann als eine abgeschlossene und gelungene Sache bezeichnet werden.

Doch die Intention und die ökologischen Zielvorstellungen der Initiative von Heinz Rinsche (Schutzgemeinschaft Ems) sind nach wie vor nicht erfüllt auch, weil die behördlichen Entwicklungspläne von Beginn an erschreckend konterkariert werden. Es scheint, als ob die amtliche Prävention durch zu brave und zu wenige Hinweistafeln als zu lax angesehen werden muss.

Erhalt der Artenvielfalt:

Alarm am Altarm“ rufen daher die lokalen Umweltverbände, denn zum ministeriell ignorierten Fehlverhalten von Kanuten, addieren sich wilde Spaziergänger und trampeln auf „Bullenwiese“ und „Im Bail“ jenes ökologische Fünkchen nieder, auf das die Naturschützer so große Hoffnungen gesetzt hatten – Artenvielfalt. In den oben genannten Bereichen geht es also um gefährdete Entwicklungspotenziale.

Ein Gleichgewicht der Arten:

Und wie setzt sich das komplexe Arteninventar zusammen? Als Muster dient das Bild eines Triangel. Damit soll die ökologische Vernetzung dargestellt und untersucht werden. An der Spitze stehen primäre Leitarten wie Eisvogel, Uferschwalbe, Nachtigall und Pirol. Einen anderen Eckpunkt bilden sekundäre Spezies der Aue und näheren Randbereiche mit Neuntöter, Kiebitz, Rebhuhn, Feldlerche und Wachtelkönig. Den dritten Eckpunkt bilden Spezialisten. Also Arten wie Bekassine (früher ein Allerweltsvogel), Beutelmeise, Mittelspecht und Bienenfresser (Brut in 2019!).

Da Flussauen in Deutschland generell zu den Artenreichsten Gebieten zählen, müssen auch die Basisarten, deren Vorhandensein ebenfalls als unabdingbar gilt, genannt werden. Da sind zunächst die Jahresvögel: Höckerschwäne, Gänse, Enten, Tauben, Spechte und Meisen. Dann Sommergäste wie Haubentaucher, Rallen, Kuckuck, Grasmücken, Sänger, Drosseln, Finken und sehr selten Baumfalke. Die Bedeutung des Gebietes (als Trittsteinbiotop) wird von den herbstlichen Durchzüglern unterstrichen: Flussuferläufer, Waldwasserläufer, Bruchwasserläufer und Grünschenkel. Mit den Kormoranen ziehen die ersten Wintergäste ein. Ihnen folgen Blessgänse, Nonnengänse, Zwergtaucher und Silberreiher. Abschließend werden als Nahrungsgäste noch Graureiher, Greifvögel und Eulen genannt.

Nachhaltige Biosphäre:

Jetzt die Habitat und Biotopansprüche aller Arten darzulegen würde zu weit führen. Stellvertretend sollen aber die Lebensraumansprüche von Eisvogel und Uferschwalbe (Triggerarten) umrissen werden. Als Katastrophe für beide Arten erwies sich der damalige Ausbau der Ems. Die Böschungen wurden im Profil zu flach angelegt. Für Mähmaschinen gerade noch passierbar hat die Kanalisierung der Ems alle Steilufer vernichtet.

Diese fehlenden natürlichen Bruträume hat die aktuelle Wiederanbindung des Altarmes rückgängig gemacht. Durch Hochwasser können jederzeit neue Steilwände entstehen.

Schutzansprüche:

Würden jetzt konsequent die Freizeitaktivitäten in diesen Bereichen untersagt und verhindert d. h. alle Schlupflöcher dicht gemacht, wären naturnahe Anfangszustände in ökologischem Gleichgewicht entstanden.

Zusätzlich bitten die Umweltverbände die Behörden darum, die Anzahl der Hinweistafeln zu verdoppeln und den Erläuterungstext auch durchaus mit greller Schrift zu unterstreichen.

Ebenso richtet sich der eindringliche Appell an Spaziergänger, die geschützten Kernzonen nicht zu betreten und unbedingt nur die ausgewiesenen Wanderwege zu nutzen!                                   Aufforderung für Kanuten  an dieser Stelle: Nutzen sie auf ihrer Tour unbedingt die „neue“ alte Fahrt unter Entrups Brücke hindurch. Setzen sie ihr Boot am Steindamm über. Paddeln sie zügig! Alle genannten Vogelarten könnten dann von den vorhandenen Wegen und Plätzen aus beobachtet oder gehört werden. Nur so besteht für unsere Enkelkinder die Möglichkeit, seltene Arten auch in Zukunft vor der Haustür erleben zu können.

Karl Riddering

02.05.2020

erschienen am 06. Mai 2020 in der EV-Emsdettener Volkszeitung

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