„Perle mit Potential“ das NSG Sinninger Veen

Unser kleiner Exkurs in das Naturschutzgebiet „Sinninger Veen“

EMSDETTEN.

Es ist Herbst, die Blätter fallen und die Natur präsentiert ihre Schönheit in leuchtenden Farben. Nach dem dritten heißen und trockenen Sommer scheint sich nach dem Regen der Naturhaushalt zu erholen. Vor allem in den Naturschutzgebieten kann der aufmerksame Besucher in dieser Übergangszeit eine besonders anmutige Stimmung genießen. Andererseits ist es auch die Zeit zur Inspektion und Analyse, um zu ergründen, wie es um den Zustand und die Gesundheit in der Natur bestellt ist. Biodiversität und Artenschwund in Zeiten des Klimawandels, so das Thema, welches aktuell besonders auf den Nägeln brennt.

Neben dem Naturschutzgebiet der „Emsaue“ verfügt die Stadt Emsdetten über zwei weitere hochkarätige Perlen die unterschiedlicher kaum sein können. Im Westen liegt das „Emsdettener Venn“, ein Reststück eines ehemalig weitläufigen Hochmoores, dass inzwischen zu einem Leuchtturm des Naturschutzes zählt. Auf der anderen Seite der Stadt ist das wesentlich kleinere „Sinninger Veen“ am Rande der Emsaue zu finden, das im Charakter völlig anders daherkommt. Hier, im ehemaligen Altwasserbereich der Ems liegt ein Naturjuwel, das durch seine Biotopenvielfalt auf kleinster Fläche brilliert. Neben den zwei Teichen, ehemaligen Emsaltgewässern, finden sich in der Dünenregion Erlenbruchwald und unterschiedlichste Feucht- oder Trockenwiesen und Eichen-Birkenmischwald.

Damit das Naturschutzgebiet (kurz NSG) fit für die Zukunft bleibt, führen die Umweltverbände in Emsdetten BUND und NABU regelmäßig Exkursionen. Dabei werden insbesondere Maßnahmen evaluiert, um den Charakter des Gebietes zu erhalten oder in der Struktur zu verbessern. Und so trafen sich am vergangenen Donnerstag die Naturschützer und die Vertreter der Biologischen Station des Kreises Steinfurt und der ULB, der unteren Landschaftsbehörde des Kreises Steinfurt (Umwelt- und Planungsamt) sowie zuständige Vertreter der Stadt Emsdetten zu einer naturkundlichen Inspektion im Sinninger Veen.

Was für Außenstehende wie ein gemütlicher Spaziergang ausschaute war ein informatives Arbeitstreffen, bei dem man meist zufriedene Gesichter sehen konnte. „Der aktuelle Zustand ist deutlich besser als erwartet,“ wie Dr. Peter Schwartze das Gesamtergebnis sichtlich zufrieden zusammenfasste. Als Leiter der Biologischen Station konnte er dabei neuste Ergebnisse seiner aktuellen Kartierung des NSG präsentieren. Diese wissenschaftlichen Begutachtung und Erfassung des ökologischen Zustands des Gebietes ist eine gesetzliche Verpflichtung. Das Ergebnis ist quasi ein Gesundheitszeugnis, das als Grundlage für die weitere Zukunftssicherung des Naturschutzgebietes dient.

Bereits seit 1938 steht nur ein Teil des Areals des Sinninger Veens unter Naturschutz. Nachdem in den 1990iger Jahren durch Baumaßnahmen ein Kollaps drohte, hat sich das NSG seitdem wieder gut regenerieren können. Aktuell läuft das Verfahren bei der Bezirksregierung in Münster das gesamte Naturschutzgebiet auf 10,8 ha zu erweitern und damit für die Zukunft zu sichern.

„Die Sicherung des Naturschutzgebietes ist einen Zukunftsaufgabe, die nur gemeinsam mit der Bevölkerung zu lösen ist“, so Stefan Gerdes, ULB des Kreises Steinfurt.

Für die Zukunft bleibt viel zu tun. Die Trockenheit hat deutliche Spuren hinterlassen. Um dem zu niedrigen Wasserstand der Gewässer entgegenzuwirken, werden daher im Feuchtwiesenbereich aufgeschlagene Gehölze entfernt und die Verlandungszone des Fließgewässerareals erweitert. Damit kann der Lebensraum für die hier heimischen Insektenarten, Amphibien und den gefährdeten Pflanzenarten stabilisiert werden.

Appell an die Vernunft:

„Die besondere Qualität diese kleinen NSG kann nur erhalten werden, wenn alle Mitbürger aktiv mithelfen, insbesondere hier die Natur zu schonen und Stress vermeiden“, so die Botschaft am Ende der Exkursion. Eingeklemmt zwischen Siedlung und Landwirtschaft steht das NSG in seiner Struktur unter deutlichem Druck. In verschiedenen Randbereichen des NSG sind dort völlig untypische Pflanzen zu finden. Taxus, Kirschlorbeer oder sogar kleine Palmen wachsen dort neben vielen anderen exotischen Stauden, die eindeutig aus Gartenabfällen entstanden sind und sich hier breit machen. Ein Appell an alle Gartenbesitzer: „Grünabfälle gehören nicht ins NSG, dafür steht die kostenlose Abnahme bei FA Lohmann zur Verfügung“, wie Ralf Deupmann, Mitarbeiter der Stadt hinweist.

Zitat Dr. Peter Schwartze (Biologische Station):

„Der Druck von außen, Trockenperioden oder Starkregenereignisse und die landschaftliche Insellage bereiten dem NSG Stress. Die Wiederherstellung des ökologischen Gleichgewichts ist eine Generationenaufgabe“, erklärte Dr. Peter Schwartze , Landschaftsökologe und Fachleiter der Biologischen Station des Kreises die aktuelle Problematik im Naturschutz. Seit vielen Jahren führt die Biologische Station regelmäßige Monitorings durch, um die Qualität der natürlichen Lebensräume festzustellen.

22.10.2020 Friedel Hesseling

Dieser Bericht erschien am 26.10.2020 in der EV – Emsdettener Volkszeitung –

Hinweis:

Appell an die Vernunft:

„Appell an alle Gartenbesitzer: Grünabfälle gehören nicht ins NSG, dafür steht die kostenlose Abnahme bei FA Lohmann zur Verfügung“, wie Ralf Deupmann Mitarbeiter der Stadt hinweist.

 

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