feuchte Wiesen am Venn

Wie aus einer feuchten Wiese ein Maisacker wurde.

Eine kleine Geschichte am Rande des Emsdettener Venns und dem Naturschutzgebiet der Feuchtwiesen am Mex-Clemens-Kanal, aber eigentlich ein großer Skandal, bei dem wir machtlos zum Zuschauen verdammt sind:

 

Das Emsdettener Venn und das Naturschutzgebiet der „Feuchtwiesen am Max-Clemens-Kanal“ hüten ein beachtlichen Schatz, denn hier sind der große Brachvogel, Kiebitz, Rebhuhn, Uferschnepfe und die Goldammer – um nur einige wenige Arten zu nennen – zuhause. Ihr Tisch für die Nahrungssuche ist reich mit Schwebfliegen, Mücken, Käfern, allerlei Larven und sonstige Insekten – um auch hier nur einige zu nennen – gedeckt.

aber:

Die Artenvielfalt scheint zu überborden. Viele „Rote Liste Arten“ haben hier ein gesichertes Refugium. Das spricht sich natürlich in der Tierwelt herum, denn die Gebiete werden auch gern von Durchzüglern als Rast- und Futterplätze regelmäßig besucht.

Aber schaut man nur wenige Kilometer abseits, ist das Bild völlig anders. Schon auf der Autofahrt dorthin bleibt die Windschutzscheibe frei von Insekten, die dort verendet und früher reichlich nach Autofahrten an der Scheibe zu finden waren. Allein die Masse von Insekten ist hier deutlich niedriger.

Eine intensiv bewirtschaftete Landschaft, meist Monokulturen mit Energie-Mais belegt, bildet ein eher tristes Bild im Münsterland. Im Maisfeld sind nur wenige Tiere zu finden, denn aufgrund der intensiven Monokulturen wird hier reichlich gedüngt – meist mit Gülle. Und die sogenannten Schädlinge werden mit Insektiziden und Pestiziden bekämpft. Der wachsende Ertrag an der Mais-Biomasse scheint dies für den Naturnutzer zu rechtfertigen. Aber wer trägt die negativen Langzeitfolgen von intensiver Düngung und Schädlingsbekämpfung? Ein Jeder kann die Folgen an der Natur ablesen, sofern er sich nur etwas Mühe gibt.

„Wir haben verstanden“, verkündete Johann Prümers auf einer Versammlung der Verbände. Er ist seit 2006 der Kreisverbandsvorsitzende des WLV (Westfälischer Landwirtschafts Verband) und bei einer Sitzung des Runden Tisches „Biodiversität“ verteidigt er die Interessen der Landwirte und erklärte, dass man sich an den Förderprogrammen für die blühenden Feldraine und Lerchenfenster beteiligen werde. Hier sei nur kurz erwähnt, dass das Umweltministerium NRW im Rahmen seiner Biodiversitätsstrategie Prämien zur Verfügung stellt, um Teilflächen unbewirtschaftet zu lassen. Die

Landnutzer werden finanziell entschädigt, damit den Bestandseinbrüchen Einhalt geboten werden kann. Das soll auf freiwilliger Basis funktionieren, so Prümers.

Aber die Fakten zeigen wohl ein anderes Bild, wie die aktiven ehrenamtlichen Naturschützer, die im Emsdettener Venn aktiv sind und sich „die Vennfüchse“ nennen, hier als Exempel vorbringen.

Da gibt es eine große Wiese, unweit des Wanderpilzes an der Neuenkirchener Straße. Es ist das Einzugs- bzw. Randgebiet des Emsdettener Venns und der Feuchtwiesen am Max-Klemens-Kanal. Da jeder Brutvogel eine ausreichende Reviergröße benötigt, siedelten auf dieser Wiese regelmäßig auch Kiebitz und Feldlerche. Und vor einigen Jahren konnte Ludwig Klasing hier auch noch eine Rebhuhnfamilie sichten.

2016 passierte dann etwas Unerwartetes. Der neue Pächter bzw. Eigentümer des Grundstücks brach das Grünland um und machte daraus einen Maisacker. Entsetztes Staunen bei den Naturschützern, aber noch keine Panik, denn es gibt ja gesetzliche Regelungen und Verordnungen, die den Grünlandumbruch verbieten, so ihre Meinung. Aber weit gefehlt, denn besagter Pächter hatte in guter Kenntnis seiner Berater eine Gesetzeslücke ausgenutzt. Denn, gemäß aktueller Rücksprache mit der Biologischen Station Steinfurt und deren weiteren Klärungsversuchen mit der Landwirtschaftskammer, der Unteren Naturschutzbehörde usw. ist es wohl so, dass im Rahmen einer Kleinerzeugerregelung seinerzeit kein Antrag auf Flächenumbruch gestellt werden musste.

Hinweis: Der Eigentümer ist Betreiber eine Agrargasanlage, die größtenteils mit Energiemais gefüttert wird. Inzwischen soll die Gesetzeslücke wohl geschlossen sein.

Da kann jemand seinen kommerziellen Erfolg feiern, wohin gegen Austernfischer, Graureiher, Uferschnepfe & Co die Last tragen müssen. Sie räumen das Feld. Dies wohl langfristig, wie viele andere ihrer Artgenossen und verschwinden damit aus unserer Landschaft. Es wird einsam, denn aus einem Maisfeld ist kein Vogelgesang zu hören und sich Fuchs und Hase hier nur noch „Gute Nacht liebes Münsterland“ sagen.

30.04.2017 Friedel Hesseling / Ludwig Klasing

 

Am 18. Mai 2017 brachte die EV zu diesem Thema einen Bericht,

aber lesen Sie doch selber:

Hier EV vom 18.05.2017

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