Zukunft für das Emsdettener Venn: Torfmoose kommen zurück

Sie sind wichtig für den Erhalt des einzigartigen Naturparadieses Emsdettener Venn: Die Torfmoose.  Ihr Bestand war lange bedroht, doch nun kommen sie zurück. Erfolg einer mühsamen Arbeit.

Endlich Frühling in Sicht! Schon Mitte Februar kommt der Große Brachvogel zurück.Sein so melodisches Flöten läutet den Frühling ein.

Mit lautem Rufen melden sich auch die Kanadagänse zurück.Immer mehr dieser großen Gänse suchen hier nach einem sicheren Brutplatz. Und diese finden sie auf den kleinen Inseln in den randlichen Gewässern zuhauf. Fuchs und Marder können ihnen so weniger gefährlich werden.

Vor uns Menschen haben sie kaum noch Angst. Im Gegenteil, im April, wenn sie ihre Jungen ausführen, lassen sie sich gern von Besuchern füttern (was natürlich aus Naturschutzgründen nicht erwünscht ist, falsch verstandene Tierliebe).

Seltener und wertvoller (Rote Liste!) sind die kleinen Krickenten. Sie sind scheu und ängstlich, reagieren auf jede Störung. Nur selten kann man sie sehen. Doch mit ihrem silbernen Geklingel machen sie auf sich aufmerksam.

Pirol und Raubwürger,Wespenspinne und Heide-Libelle sind hier im Venn zu beobachten. Darunter viele Arten, die auf der Roten Liste stehen, also in ihrem Bestand bedroht sind. Ein Eldorado für Naturforscher…

Im Spätsommer dann die Besenheide, die mit ihrer duftenden Blütenpracht die Besucher von nah und fern anlockt.

Ja, das Emsdettener Venn ist mit seinem ausgesprochenen Artenreichtum, mit seiner landschaftlichen Schönheit ein Geschenk der besonderen Art

Und doch, wenn es um den Artenreichtum geht, so ist eine kleine, eher bescheiden anmutende Pflanze an erster Stelle zu nennen: ein Moos.

Genauer gesagt – Torfmoose (Sphagnen). Klingt übertrieben, ist es aber nicht. Denn ohne diese so speziellen Moose, gäbe es kein Hochmoor, also auch kein Emsdettener Venn. Denn sie sind es, die zu über 90% den Torf gebildet haben. Deswegen ja auch der Name: Torfmoose.

Hier gibt es nun Erfreuliches zu berichten: die Torfmoose kommen zurück!

Das liegt dran, dass der zentrale Moorkörper durch vielfältige Dämme und Staue wieder deutlich nasser geworden ist. Wie ein Schwamm können sich die Tormoose voll Wasser saugen – bis zum 20fachen ihres Gewichts. Vorteil: so bleibt auch in Trockenperioden das Moor noch länger nass bzw. feucht. Die Torfmoose überleben.

Noch eine weitere Überlebensstrategie kommt ihnen zugute: Durch die Ausscheidung von Wasserstoffionen gestalten sie ihr Umfeld so sauer, dass nur noch sie sich hier wohlfühlen. PH-Werte von 3 bis 4 sind für Torfmoose geradezu wie ein Lebenselexier. Sie wachen und gedeihen. Und je mehr sie sich entfalten, desto saurer wird ihr Umfeld. Lebensfeindlich für fast alle anderen Arten.

Bis zu mehreren Metern können sie so in die Höhe wachen (Hoch! -Moor) dabei sterben sie unten ab, aber in dem sauren und sauerstofffreien Milieu zersetzen sie sich nicht, sondern vertorfen, bleiben also in ihrer Zellstruktur erhalten.

Nur ein Moos? Von wegen.Ein Überlebenskünstler, Landschaftsgestalter, Klimastabilisator,…

Die Torfmoose kommen also zurück. Bei den jetzigen Entkusselungsarbeiten gut zu beobachten. Sogar die so robusten Pfeifengrabulte sind vor ihnen nicht sicher.Besitzergreifend wölben sie sich über das hier unerwünschte Gras und ersticken es (Hört sich gut an, klappt aber nur dort, wo das Wasser permanent hoch steht).

Hinzu kommt: Sphagnen sind richtige Hungerkünstler. Mit Regenwasser und dem, was der Wind einweht, kommen sie aus. Je weniger Nährstoffe, desto besser.

Nur ganz wenige Arten können dem Paroli bieten, z.B. der Sonnentau, der als fleischfressende Pflanze die Überlebensprobleme lösen konnte.

Gut 10 Torfmoosarten zurückkonnten in unserem Venn nachgewiesen werden. Darunter auch die „roten“ Arten, die für die Torfbildung in besonderer Weise wichtig sind.

Ja,diese gute Nachricht, dass die Torfmoose so allmählich wieder in unser Venn zurückkehren,kann in ihrer Bedeutung gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.Ein Hochmoor ohne diese speziellen Moose ist wie ein zahnloser Tiger. Die Sphagnen, wie sie wissenschaftlich heißen, gehören einfach zu einem richtigen Hochmoor dazu – per definitionem.

Bleibt die Frage, was wir tun müssen, damit dieser gute Einstieg in die gewünschte „Renaturierung“ sich fortsetzt.

Klare Antwort: Wasser, Wasser und noch mal Wasser!

Wobei zu beachten ist, dass das Regenwasser möglichst gleichmäßig angestaut wird. Stufenmäßig (fraktioniert), damit der Torfkörper als Ganzes nass bleibt.

Beachtet man das nicht oder ist das begrenzt nicht möglich, so bilden sich randliche Seenplatten.Die aber sind in einem Hochmoor nicht unbedingt erwünscht. Es besteht die Gefahr, dass hier Lachmöwen oder Kanadagänse sich so wohlfühlen, dass sie sich überproportional vermehren und so das Moor nachhaltig stören bzw schädigen. Andererseits bilden solche randlichen Gewässer einen „hydrologischen Puffer“, sie tragen also dazu bei, dass es im Zentrum länger nass bleibt.

Moor oder Ententeich?

Keine Diskussion, klare Antwort: Ein Hochmoor wollen wir erhalten und schützen. Einen Lebensraum, der mit seinen hochspezialisierten Tier- und Pflanzenarten in unserer vielfach ausgeräumten Kulturlandschaft eine ganz große Kostbarkeit darstellt.

In diesem Sinne ist es sehr zu begrüßen, dass der Kreis Steinfurt (als Eigentümer) und die Stadt Emsdetten in gemeinsamer Aktion auch die Besucherlenkung neu regeln und optimieren.Auf den neu gestalteten Radwegen (keine Reitwege!) rund um das Venn können sogar Behinderte sich (begrenzt) bewegen. Eine neue Aussichtsplattform im Süden des Venns ist für Rollstuhlfahrer „erklimmbar“

Schließlich: Auch Hunde dürfen mit. Sie müssen allerdings an die kurze Leine, auf keinen Fall dürfen sie frei umherlaufen.

Heinz Rinsche

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