EMSAUE ganz nah

Warum gibt es in unseren Nachbarstädten (Rheine, Telgte Warendorf, etc) Wege direkt neben der Ems, während das bei uns weitgehend abgeblockt wird? Diese zentrale Frage bewegte die Gemüter der Bürgerversammlung vom 7.10.2010 im Emsdettener Rathaus.
Die Antwort auf diese Frage:
Ganz einfach, die waren früher! Und wir hier in Emsdetten sind einfach zu spät.
Als in Rheine oder Warendorf diese Wege entstanden, gab es hier noch keinen Landschaftsplan, kein NSG und auch keine FFH-Gebiete. Erst 1998 wurde die Emsaue unter Naturschutz gestellt und zum FFH Gebiet wurde sie erst 2002 erklärt.
Vor der Unterschutzstellung aber war es für die Kommunen deutlich einfacher, Wege zu gestalten, Parks zu errichten oder sogar, wie in Warendorf, einen Ems-See anzulegen.
Wenn unsere Stadt das auch hätte haben wollen, dann hätte man spätestens vor 25 Jahren hier aktiv werden müssen.
– Doch es kommt noch etwas anderes hinzu: In Rheine und Telgte fließt die Ems direkt mitten durch die Stadt. Klar, dass es hier Wege direkt neben dem Fluss gibt bzw. immer schon gab. Das ist bei uns bekanntlich ganz anders. Die Ems fließt neben unserer Stadt her, deswegen gab es in diesem Sinne nie offizielle Wege, sondern eine landwirtschaftliche Nutzung.
Das ist also nicht vergleichbar.

– Entscheidend ist jedoch dies: Die Ems ist ein reiner Sandfluss, einzigartig in Europa. Sand – das bedeutet Dynamik. Nach jedem richtigen Hochwasser sah die Ems anders aus: Erosion, Sedimentation, Steilufer und Sandbänke.
Leider wurde unsere Ems, wie fast alle Fließgewässer in ein steinernes Korsett eingeengt, kanalisiert, zu einem Vorfluter degradiert.
Seit etwa 30 Jahren wird nun das alles wieder rückgängig gemacht. „Entfesselung“ nennen das die Wasserbauer. Und sie berufen sich dabei auf die WRRL der EU. Hier wird verpflichtend gefordert, dass spätestens bis zum Jahr 2027 alle Fließgewässer wieder in einem guten ökologischen Zustand überführt werden müssen.
– Ein Leinpfad passt einfach nicht zu dem Bild einer renaturierten Ems ( denn den „friedlichen“ Wanderen werden Hunde, Mopeds, Camper, … folgen).
– Außerdem: Wem gehören denn die Uferbereiche direkt neben der Ems, wo dieser Lenipfad entstehen könnte?
Vieles ist zwar schon in der öffentlichen Hand, aber der größte Teil ist Privateigentum. Und da ist es nun mal so, dass Landwirte und Jäger hier ihre Ruhe haben möchten. Die Flächen stehen also nicht zur Verfügung.

Die Forderung nach einem durchgehenden Leinpfad sind also grundsätzlich abzulehnen. Unrealistisch! Auch der Hinweis auf unsere großen Flüsse, wo es diese Radwege schon lange gibt, ist aus genannten Gründen wirkungslos.

Bei allem spielt heute die WRRL der EU eine entscheidende Rolle . Wer also meint, dass hier die Naturschutzverbände eine Extremforderung aufgestellt hätten, der irrt. Von der EU in Brüssel bis hin zu jeder Gemeindeverwaltung wird eingefordert, dass wir unsere Gewässer wieder deutlich naturnäher gestalten müssen. Wenn wir also Ems, Mühlenbach, Herzbach oder Hummertsbach wieder in einen guten ökologischen Zustand bringen, so machen wir lediglich unsere Hausarbeiten, unser Pflichtprogramm.
Trotzdem: Deswegen zu behaupten, der Mensch werde ausgeschlossen, ist falsch. Besucherlenkung heißt die Devise. Sensible Bereiche bleiben geschlossen, während andere Bereiche gezielt für die Naherholung gestaltet und geöffnet werden.
Und da gibt es inzwischen viele gute Beispiele, die zeigen, dass beides miteinander vereinbar ist:
-Emsaue zwischen Westbevern und Telgte (Ringemanns Hals)
-Klostermersch an der Lippe,
-Steveraue in Olfen, und, und,…
Bleibt zu hoffen, dass es auch in Emsdetten gelingt, Ems und Aue so zu gestalten, dass möglichst viele Bürger sich damit identifizieren und zufrieden sind.

Heinz Rinsche

Dieser Beitrag wurde unter Meinung & Kritik veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.