Ems-Exkursion – Renaturierung Altarm bei Hembergen

Emsexkursion am 01.09. mit der biologischen Station:

„ein Plädoyer für den aktiven Naturschutz“

ein Bericht vom Tage

EMSDETTEN.

 

„Allein in streng geschützten Lebensräumen, wie zum Beispiel bei uns in Emsdetten an der Ems, kann sichergestellt werden, dass ein natürliches Gleichgewicht in dicht besiedelten Lebensräumen erhalten bleiben kann.

Der Naturschutz dient keinem Selbstzweck, sondern sichert die Lebensgrundlage für Mensch und Tier“, erklärte Dr. Peter Schwartze voller Empathie.

Viele Tier- und Pflanzenarten, die inzwischen auf der ´Roten Liste´ stehen, können hier überleben, während sie in wirtschaftlich genutzten Siedlungsgebieten zum Aussterben verurteilt sind, so seine Anmerkungen, für die er viel Applaus bei den zahlreichen Exkursionsteilnehmern am Samstag Nachmittag erhielt. Bei seinen Ausführungen nahm er auch insbesondere detailliert Bezug auf einen Zeitungsbericht in der EV von diesem Tag.

Die Biologische Station des Kreises Steinfurt hatte zu einer Exkursion in das Naturschutzgebiet zwischen Hembergen und Saerbeck eingeladen. Hier in der Emsaue geht die größte Natur-Baustelle im Kreis Steinfurt seiner Vollendung entgegen. Die Bagger sind abgezogen und die Ems kann wieder in ihrem alten Bett fließen. Nachdem der Fluss seit den 30iger Jahren in ein enges Kanalbett eingezwängt war, muss sich nun die Natur hier in der Sekundäraue ihren angestammten Raum neu zurückgewinnen. Und das wird noch einige Jahre dauern, denn dieser Prozess soll allein der natürliche Sukzession überlassen bleiben. Das Emsauengebiet in Hembergen, wie auch an der Emsdettener Mühlenbachmündung unterliegt als FFH-Gebiet (Fauna, Flora Habitat) strengen Auflagen des Naturschutzes und auch die Erfordernisse der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRR) müssen berücksichtigt werden. „Um den Erfolg dieser Renaturierung zu sichern, müssen sich auch die Menschen an Regulierungen und Einschränkungen halten“, so Schwartze.

Vor rund 30 Jahren wurde unter Federführung des inzwischen verstorbenen Heinz Rinsche die „Schutzgemeinschaft Ems“ gegründet. „Die Steine müssen raus und die Ems muss wieder frei in ihrem Lebensraum fließen“, so seine Parole, mit der es ein breites Bündnis von Menschen, Vereinen und Verbänden unter einen Hut bekam. Leider konnte er die Fertigstellung seines Herzensanliegens nicht mehr miterleben. „Das Werk lobt seinen Meister“, denn besser hätte es nicht werden können, denn alle Interessen, auch die der Kanuten und die der anliegenden Landwirte und Grundstücksbesitzer konnten einvernehmlich berücksichtigt werden. Da ist es nur ein kleines i-Tüpfelchen, dass der neue Aussichtsturm seinen Namen trägt.

Was mach die Ems als Sandfluss so besonders? Wie funktioniert ein Silberweiden-Auenwald und warum sind extrem magere Glatthafer-Wiesen mit ihren Labkräutern so wichtig für das Bestehen von Insekten und selten gewordenen Vogelarten, wie Uferbachstelze oder Gabelweihe? Und was hat die Nähmaschine Gottes in der Emsaue zu suchen? Schwartzes Ausführung klangen spannender als mancher Krimi. Und bei der überaus kurzweiligen Wanderung entlang der Baustelle konnte man durchweg begeisterte Gesichter sehen.

Die Baumaßnahmen an der Ems gehen weiter, denn als nächstes Projekt steht die Renaturierung der Emsaue im südlichen Bereich der Emsbrücke in Greven auf dem Bauplan.

Hinweis: wer Interesse an weiteren fachkundigen Informationen oder Exkursionen an der Ems möchte, kann sich an die Biologische Station wenden www.biologische-station-steinfurt.de

 

01.09.2018 Friedel Hesseling

erschienen in der EV – Emsdettener Volkszeitung

 

Impressionen an der Ems: Planung der Emsrenaturierung

Entlang der neuen Flutrinne erobern meist einjährige primär Pflanzen das Terrain

die neue Flusslandschaft zeigt sich einzigartig – so wird sie im nächsten Jahr schon nicht mehr aussehen, wenn der Fluss sich in die Uferzonen eingegraben haben wird

„Naturschutz in der Emsaue ist eine Herzensangelegenheit und eine Jahrhundertaufgabe“

auch das indische Springkraut – eine Neophytenart – ist hier heimisch geworden

hier fließt die alte Ems in ihr neues Bett

hier fand am 10 August der Emsdurchstich statt

Weitere Informationen: „Laut der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRR) sollen Flüsse und Grundwasser spätestens bis zum Jahr 2027 in einem „guten Zustand“ sein“

Die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, kurz FFH oder Habitatrichtlinie, ist eine Naturschutz-Richtlinie der Europäischen Union.

FFH hat zum Ziel, wildlebende Arten, deren Lebensräume und die europaweite Vernetzung dieser Lebensräume zu sichern und zu schützen. Die Vernetzung dient der Bewahrung, (Wieder-)herstellung und Entwicklung ökologischer Wechselbeziehungen sowie der Förderung natürlicher Ausbreitungs- und Wiederbesiedlungsprozesse.

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