„Das Ende der Natur“ – Sachbuchlesung mit Susanne Dohrn

Susanne Dohrn stellte ihr aktuelles Sachbuch vor.

Hier ein Bericht vom Tage:

 

Wer kennt noch den Lemmersalat oder den Rainfarn, wie häufig begegnet uns der Klappertopf auf dem der Kaisermantel verweilt und wo sind die vielen Rebhühner und der Kiebitz geblieben, die wir vor gar nicht so langer Zeit fast selbstverständlich in unserer landwirtschaftlich geprägten Umgebung antreffen konnten? Wer mit offenen Augen durch die Landschaft streift findet dort meist tiefes Grün, Maisfelder soweit das Auge reicht, Getreidefelder ohne Klatschmohn und scheinbare Idylle, die mit Windkraftanlagen verziert ist.

   „Vor unserer Haustür spielt sich offensichtlich ein drastischer Verlust in der Natur ab“, so die Autorin Susanne Dohrn. Sachlich und kompetent präsentierte die freie Schriftstellerin am vergangenen Mittwochabend in der Stadtbibliothek ihr aktuelles Buch „Das Ende der Natur“. Dabei erzählte sie aus ihren Nähkästchen von dem gefühlten Verlust von Heimat mit seiner naturnahen Umgebung und dem Abschied von einstmals selbstverständlichen Kulturgütern. Der Saal in der Bibliothek war gut gefüllt. Die Autorin las aus ihren Buch und vertiefte ihr Thema mit ihrer Lichtbildshow der verlorenen Schätze und zog damit das Publikum in den Bann und regte zur Diskussion an.

„Der behutsame Umgang mit der Natur muss wieder selbstverständlich werden.

Wir müssen die Vielfalt zurückgewinnen und den Raubbau an der Natur stoppen“ erklärte Dr. Joachim Kamp bei seiner Begrüßung. Als Initiator hatten die Umweltverbände die Autorin Susanne Dohrn engagiert. Diese kommt aus einer ländlichen Region Schleswig Holsteins, im Speckgürtel von Hamburg und sie weiß wovon sie spricht, denn über drei Jahre hatte sie mit wissenschaftlicher Akribie ihre Recherchen für ihr aktuelles Buch betrieben. Offensichtlich trifft sie dabei den Nerv, denn inzwischen konnte schon die zweite Auflage aufgelegt werden und das Buch wird auch von der Bundeszentrale für politische Bildung empfohlen.

Bei einer Rundreise durch Estland 2014 war der Autorin dort die bunt blühende, weitläufige Naturlandschaft aufgefallen. Ackerwildkräuter auf den Feldern und Wiesen, voll mit Insekten und bunten Schmetterlingen und in der Luft waren Feldlerchen zu beobachten. „So war das früher bei uns hinterm Haus auch. In der dörflichen Umgebung war die vielfältige Natur selbstverständlich, man konnte sie riechen, schmecken und fühlen“, wie Dohrn sagt, habe allein diese Feststellung ihr die Ideen zum Buch gegeben.

Zunächst startete sie mit einem Selbstversuch, legte eine nur ca. 100 qm große Wiese an. Mit heimischem Saatgut sei daraus in kurzer Zeit schon ein blühender Garten Eden geworden. „Aber warum wachsen im Feld heute neben dem Mais nur noch die Brennnessel und Brombeere?“, zwangsläufig sind die Ursachen im wirtschaftlichen Handeln der Menschen zu suchen, wie sie erklärt. Der Wandel von der kleinbäuerlichen Feld- und Wiesenbewirtschaftung hin zur Maschinen gerechten Agro-Industrie mit einem Zuviel an Herbiziden und Pestiziden, sei eine der wesentlichen Ursachen.

Detailliert beschreibt sie wie die Biosymbiose funktioniert. Heute wie damals und wie Alles mit allem zusammenhängt. Der Verlust von Regenwurm oder Kaulquappe führen letztendlich auch zum Schaden des Menschen. Dabei sind ihre Erkenntnisse nicht neu, denn schon 1983 zitierte der damalige Umweltminister Schleswig-Holsteins, Bernd Heydermann die Daten aus dem Gutachten des Sachverständigenrats. Und dass die Vielfalt in der Natur auch ein Kulturgut ist, zeigte Albrecht Dürer auf seinen grafischen Bildern bereits 1503.

In den letzten 50 Jahren erfolgte ein europaweiter Umbruch. Viele Kleinbauern mussten aufgeben, da von den großen Subventionen aus der EU-Landwirtschaftsförderung bei diesen davon nichts ankomme. „Eine andere Landwirtschaft ist möglich und politische Umsteuerung ist dringlicher als je“, in ihrem Schlussplädoyer räumt sie auf mit der Mär vom Naturschutzland Deutschland und fordert eine Rückkehr zur Natur.

Dieser hoch informative Leseabend regte zu einer intensiven Diskussion an. Man war sich dabei einig, dass die gesellschaftlichen Probleme nur gemeinsam mit den Landwirten gelöst werden könnten. „Schließlich sitzen alle Menschen im selben Boot, da könne man gut vor der eigen Haustür anfangen“, wie ein Gast meinte. Zu guter Letzt präsentierte Willi Jürgens sein Gedicht über „die grüne Wiese“, dies auch als eine Hommage an die gute alte Zeit.

Hinweis: Das Buch „Das Ende der Natur“ ist im Buchhandel erhältlich oder kann in der Stadtbibliothek ausgeliehen werden.

15.März 2018

Friedel Hesseling

Der Bericht ist erschienen in der EV – Emsdettener Volkszeitung

 

 

 

 

Vorankündigung:   Donnerstag, 15. März 2018, 19.30 Uhr

in der Stadtbibliothek, Emsdetten, Kirchstraße

die Emsdettener Naturschutzverbände in Kooperation mit der Stadtbibliothek Emsdetten laden ein, zu einer Lesung mit der Sachbuchautorin Dr. Susanne Dohrn ein, die aus ihrem Buch „Das Ende der Natur – Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ liest.

In ihrem Buch beschreibt die Journalistin Susanne Dohrn, wie Falter, Bienen, Gräser und Kröten immer weniger werden – und schildert die Ursachen für das Artensterben vor unserer Haustür.

Sie zeigt den stillen, aber drastischen Verlust auf, der sich überall in Deutschland abspielt, indem sie die bedrohten Lebensräume und ihre Bewohner eindrücklich beschreibt.

Allein das Aussterben der Ackerwildkräuter setzt eine ganze Verlustkaskade in Gang. Mit jeder Art, die verlorengeht, verschwinden 12 pflanzenfressende Tierarten.

Langzeitbeobachtungen, Urteile von Fachleuten, die Erfahrungen alternativer Projekte fließen in ihre Darstellung ein.

Susanne Dohrn, die seit 2013 in Schleswig-Holstein kommunalpolitisch engagiert ist, setzt sich damit auseinander, wie eine neue, naturverträgliche Landwirtschaft aussehen könnte. Dabei macht sie deutlich, wie drängend die Probleme sind, welchen Dominoeffekt Eingriffe in die komplexe biologische Balance haben, und wie wenig Zeit bleibt, die Fehlentwicklungen in der Landwirtschaft zu korrigieren.

Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei.

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