Wir haben es satt

Alarmierende NITRAT-UND PHOSPHATWERTE im Kreis Steinfurt

Neben dem drastischen Artensterben und den unbewältigten Risiken des Klimawandels, sind die wesentlichen Probleme des Stickstoffkreislaufes nicht im Focus des allgemeinen Interesses.

Dabei befindet sich der Kreis Steinfurt im sog. Schweinegürtel ganz oben in der Republik. Die Nitratwerte, verursacht durch die Agro-Großindustrie mit ihrem völlig überzogenen Masttierbeständen erreichen Werte, die von den Böden bald nicht mehr zu verkraften sein werden.

Unser Thema am 28. Juni 2017 beim Treffen des Arbeitskreises Nitrat.

Lesen sie hier unseren Bericht vom Tage:

STEINFURT:    Rege diskutiert wurde am Mittwochabend im NABU Lehmdorf in Borghorst beim 6. Treffen der Initiativgruppe Nitrat, die Anfang des Jahres von Mitgliedern der Umweltverbände BUND und NABU gegründet wurde.

Als Referenten hatten die Umweltschützer den Landtags-abgeordneten Norwich Rüße (Bündnis 90/Die Grünen) und Helmut Fehr, den Vertreter der Grünen im Regionalrat, eingeladen. Etwa 30 Interessierte nahmen die Gelegenheit wahr, sich bei der ersten öffentlichen Veranstaltung der Initiativgruppe über die Problematik zu informieren und über Ursachen und Lösungsansätze zu diskutieren, darunter auch zahlreiche Landwirte.

Nitrat ist gefährlich, da es im Körper in giftiges Nitrit und in krebserregende Nitrosamine umgewandelt werden kann. Im Herbst 2016 hat die EU Deutschland wegen zu hoher Nitratwerte im Grundwasser vor dem Europäischen Gerichtshof verklagt. Laut dem deutschen Nitratbericht 2016 sind die Steinfurter Aa und die Vechte die am stärksten mit Nitrat und Phosphat belasteten Flüsse Deutschlands. Der Großteil des Nitrats und des Phosphats stammen aus der landwirtschaftlichen Düngung mit Schweinegülle.

Das Münsterland ist mit seiner Milch, Rindfleisch- und Schweinefleischproduktion eine der leistungsfähigsten „Veredlungsregionen“ der Erde. Wobei der Kreis Steinfurt die größte Schweinedichte mit 970.000 Tieren in NRW aufweist.

Aus der WN vom 13.6.17

Wie groß die Umweltbelastung durch Nitrat tatsächlich ist, machte Norwich Rüße zu Beginn seines Vortrags sehr deutlich: die Grenzen unseres Planeten seien beim Thema Stickstoffanreicherung ebenso wie beim Thema Artensterben bereits viel weiter überschritten als beim Klimawandel. Dies spiegele sich in der öffentlichen Diskussion jedoch nicht wieder.

Die Nitratwerte in Deutschland stagnieren und sind insgesamt zu hoch. Die Fähigkeit des Bodens, Nitrat abzubauen, ist bald erschöpft, so dass junge Landwirte bei der Stickstoffdüngung kaum noch Spielraum haben werden“, so Rüße.

Helmut Fehr informierte anschließend über die Ergebnisse des Nitratberichts 2016. Bundesweit lägen 28 % der Messwerte über dem Grenzwert von 50 mg/l, darunter auch mehrere Werte von Messstellen in der Region Steinfurt. Laut einer aktuellen Studie müsse im Kreis Steinfurt eine Stickstoffminderung um 80 bis 100 kg pro Hektar und Jahr erfolgen. Ansonsten sei für eine vierköpfige Familie mit einem Kostenanstieg für die Wasseraufbereitung von 134 Euro pro Jahr zu rechnen.

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass es bereits zahlreiche Bemühungen gibt, die Situation zu verbessern, die jedoch in tieferen Bodenschichten möglicherweise erst in späteren Jahren sichtbar sein werden. Auch wurde klargestellt, dass Deutschland im Vergleich mit anderen Ländern ein besonders genaues Messstellennetz besitzt. Um die Situation der Steinfurter Aa zu verbessern, wurde vorgeschlagen, verstärkt Schutzstreifen und Kompensationsmaßnahmen an den Gewässerrand zu legen und die abgemähte Pflanzenmasse abzutransportieren.

Auszug aus dem Fleischatlas 2016 von
BUND und Böll-Stiftung

Am Ende der Diskussion waren sich alle Beteiligten einig, dass weitere Bemühungen nötig sind, gerade weil die Folgen des gegen-wärtigen Handelns, die vor allem spätere Generati-onen treffen werden, so schwer einzu-schätzen sind.

Erfreulich war, dass Naturschützer und Landwirte zu dem Ergebnis kamen, dass Schuldzuweisungen nicht zielführend seien und dass die Probleme nur gemeinsam angegangen werden können.

28. Juni 2017

Rolf Engels

c/o BUND KG ST

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