Wie nachhaltig ist unser Konsum?

BUND Jahresversammlung 2017

und Themenabend:

„Nachhaltiger Konsum“

 

EMSDETTEN.

„Eine neue, ökologisch orientierte Umweltpolitik muss her. Der Umwelt und Naturschutz sollte auf der politischen Agenda wieder in den Mittelpunkt gerückt werden“, so der Tenor eines facettenreichen Themenabends am vergangenen Dienstag. Unter dem Motto „Wie nachhaltig ist unser Konsum“, hatte der BUND – Bund für Umwelt- und Naturschutz – in den Saal der evangelischen Gustav-Adolf Kirche eingeladen, um über die aktuelle Situation im Umwelt- und Naturschutz zu diskutieren.

„Wir leben über unsere Verhältnisse. Die Fieberkurve der Erde verdeutlicht, dass der ökologische Fußabdruck der Menschen einer Anpassung bedarf, um die Zukunft zu sichern“, so Kai Brehe. Als versierter Moderator wagte er an diesem Abend einen Blick hinter die globalen Kulissen. Auf seiner kleinen virtuellen Weltreise markierte er einige der Knackpunkte wirtschaftlichen Handelns, die zu Lasten von Mensch und Natur gehen. Die Produktion von billigen Nahrungsmitteln und von billigen Textilien gehe mit der Vernichtung von Regenwäldern oder von Hungerlöhnen in der dritten Welt einher.„Global denken und Lokal handeln“, dies sei ein alter Spruch der Natur- und Umweltbewegung, der auch heute immer noch seine Bedeutung habe, so sein Resümee.

Beate Steffens, entwicklungspolitische Promotorin im Eine Welt Netz NRW, beleuchtete in ihrem Vortrag die Situation des fairen Handels. „Es gibt eine Vielzahl von verschiedenen Gütesiegeln auf dem Markt, die aber bei genauerem Hinschauen nicht halten, was sie versprechen“. Mit einem kleinen Umweltspiel zeigte sie an diesem Abend anschaulich, wie die Ressourcen der Welt verteilt sind und wo die Wertschöpfung statt findet. Passend zu diesem Spiel bietet sie einen nachhaltigen Stadtrundgang an. „Was versteckt sich hinter den Inhaltsstoffen von Kosmetika? Und wie wenig deutlich sind diese gekennzeichnet! Oder wie fair und schmutzig ist die Jeans, die wir für 39,90 erwerben können?“ In den örtlichen Geschäften, Märkten und Drogerien den Produkten auf den Grund gehen, so die Intention des Spiels. „Dabei wollen wir nicht schwarz malen, sondern vor allem die positiven Beispiele herausstellen und damit die Verbraucher aufmerksamer machen“. Im Herbst soll der erste Stadtrundgang mit Jugendlichen ausprobiert werden. „Eine Art Fährtensuche, es wird sicherlich ein Spaß werden“, verspricht sie fachkundig.

Als weiterer Gast stellt Jessica Reyes Rodriquez ihr Ökomode Label ´Queen & Princess´ vor, mit dem sie sich 2009 selbstständig gemacht hat. Sie wurde dafür auch als ´Creativ Pilotin` vom Bundesministerium mit einem Preis bedacht. „Aber eine öffentliche Förderung für ein Ökolabel, das war Fehlanzeige“, wie sie sagt, denn gegen die großen Marken zu bestehen, da seien auch die Banken sehr skeptisch gewesen. Aber sie weiß, wie der Markt funktioniert. Lange hatte sie in einem großen Haus gearbeitet. Daher kennt sie die Macht und die Machenschaften der Akteure. Und weil ihr ehrliche, nachhaltig produzierte Mode eine Herzensangelegenheit ist, stieg sie um.

Biomode ist einfach etwas teurer, denn allein schon die GOTS-zertifizierte Rohbaumwolle sei nicht billig zu haben, dafür sei sie aber frei von Schadstoffen, fair und umweltschonend produziert. Dass ihr Mode schick ist, das bescheinigen ihr inzwischen auch viele einschlägige Modezeitungen wie Burda oder Brigitte. Und mit ihrem Vertriebsweg der Teeparties ist sie auch auf Erfolgskurs. Das Publikum an diesem Abend war jedenfalls rundum begeistert von der fröhlichen Dynamik der jungen Unternehmerin.

Nach der NRW-Wahl ist vor der Bundestagswahl. Und so standen an diesem Abend auch umweltpolitische Fragen auf dem Programmzettel. Jan-Niclas Gesenhues, der Kandidat der Grünen für die Bundestagswahl im September, erläuterte in seinem Statement, wie wichtig eine engagierte Umweltpolitik vor dem Hintergrund der ökologischen Fehlentwicklung sei. Dabei verwies er auf den schwedischen Wissenschaftler Johan Röckström, der zeitweise Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Potsdamer Instituts für Klimaforschung war. In seiner aktuellen Veröffentlichung markierte dieser die Belastungsgrenzen des Planeten. So seine der Klimawandel, die Überbelastung der Böden und der rasante Anstieg des Artensterbens Warnhinweise, die mit ihrer Tragweite ein sofortiges Umschwenken erforderlich mache. „Wenn eine Art stirbt, wird ein weitere Knoten aus dem ökologischen Netzwerk herausgerissen. Wie lange ein Netz diesen Verlust aushalten kann, weiß selbst ein Wissenschaftler nicht zu beurteilen“, so Gesenhues. Darum sei es erforderlich, das die Themen: Energiewende, weg von Kohle und von fossilen Brennstoffen, eine Verkehrswende, hin zu einer umweltfreundlichen Mobilität und ein Umdenken in der Landwirtschaft wieder oberste Priorität in der Politik bekämen. „Wir müssen die globale Ungerechtigkeit beseitigen und den Klimawandel aufhalten, eine Aufgabe, die nur gemeinschaftlich zu bewältigen ist“, so sein Statement.

Nach der kurzen Pause standen an diesem Abend noch einige BUND Interna auf dem Programm. Wesentlich dabei ist zu bemerken, dass die BUND-Jugend mit Marvin Ottenjann und Leonie ten Hagen in Zukunft die Arbeit des Vorstands verstärken.

„Den Klimawandel aufhalten, die Gesundheit der Böden sichern, die Qualität des Grundwasser sichern und dem Artensterben entgegenwirken“, so die Resolution, die die Mitglieder des BUND – Bund für Umwelt- und Naturschutz – der Politik an diesem Abend mit auf den Weg gaben.

Wohl lag es am sommerlichen Wetter, dass der Saal an diesem Abend nicht ausgebucht war. Die Themenvielfalt hingegen bot reichlich Informationsstoff und regte damit zu einer intensiven Diskussion unter den Umweltschützern und interessierten Mitbürgern an.

20.06.2017 Friedel Hesseling

am 23. Juni 2017 erschienen in der EV – Emsdettener Volkszeitung

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