von Löwenzahn, Giersch und Rehkitz

Kräuterwanderung am 24. Mai 2017

mit Christa Lührmann

 

Auf der Waldlichtung herumtoben, seinen eigenen Lieblingsbaum haben und gut Freund sein mit Ameise und Wildkaninchen, das sind Erinnerungen aus unserer Kinderzeit. Wenn aber heute die Frage aufkommt, ob hier eine Amsel singt oder wie eine Drossel aussieht, dann muss eine App herhalten oder es muss bei Wikipedia nachgefragt werden.

Dabei hat der Wald so viel zu bieten. Wer den Duft von feuchtem Moos oder frischen Kräutern kennt, der weiß das. Dort gibt es keine „Unkräuter“ sondern nur Wildkräuter, die sämtlich einen eigen Charakter haben. „Rinde, Beeren, Blatt und Blüte, jeder Teil ist Kraft und Güte“, so eine alte Volksweisheit, die den Holunder beschreibt. Mit seinem hohen Anteil von Mineralstoffen, ätherischen Öl und Vitaminen durfte er seinerzeit in keiner Hausapotheke fehlen. Und wer weiß das noch, dass der Spitzwegerich kleine Wunden heilt. Aus dem unerschöpflichen Kräuterangebot des Waldes kann man wunderbare Mahlzeiten zubereiten.

Gemeinsam mit Enkel Rufus wollten wir dem Wald auf die Spur kommen und waren am Ende begeistert von der Erlebniswanderung für Erwachsene und Kinder von 3 bis 5 Jahren. Christa Lührmann hatte dazu am Mittwochnachmittag in das Waldgebiet „Kleine Schweiz“ eingeladen.

„ Mable“ ihre junge Jagdhündin war mitgekommen. Freudig begrüßte sie die zahlreichen Kinder, Mütter und Großeltern, die sie an diesem Nachmittag zu ihrem Rudel erkor. Nachdem das Jagdhorn verklungen war, zog die kleine Gruppe, die an diesem Nachmittag den Wald erobern wollte, zu einer Lichtung, die eine alte Buche hinterlassen hat, nachdem der Waldbauer sie vor einigen Jahren gerodet hat.

Auf dem Weg dorthin gab es viele Kräuter zu entdecken und auch kleine Mutproben zu bestehen. „Es brennt die Brennnessel“, heißt es, aber wenn man sie richtig anfasst, dann ist das Nesselgift wirkungslos. Für die Kinder gehörte schon etwas Mut dazu, dies mal auszuprobieren. Dabei konnten sie einen kleinen Schmetterling, ein Bläuling, beobachten, der sich sichtlich wohlfühlte auf den Nesselblüten. Bei viele Schmetterlingsarten, Spinnen und anderen Insekten ist die Brennnessel sehr beliebt, schließlich ist sie sehr nahrhaft und hat 300mal mehr Vitamin C, als herkömmlicher Blattsalat. Und wie herrlich duften die unscheinbaren Waldveilchen und Wildrosen. Auch Löwenzahn und die jungen Blätter des Giersch probierten die Kinder, wobei Kerbel und Waldmeister, in der Hand zerrieben, einen wunderbar würzigen Geschmack hinterließen. Wer spricht dabei noch vom „Unkraut“? Einvernehmlich erklärten Alle das Wort „Unkraut“ zum Unwort des Tages.

Gestern noch hatten wir an einer Hecke ein Rotkelchen beobachten können. Sein melodischer Gesang war einfach wunderschön. Und heute konnten die Kinder ein ausgestopftes Exemplar des Vogels streicheln und die feinen Federn und den zierlichen Körper fühlen. Christa Lührmann hatte zudem ein Nest mitgebracht, das wohl von einem Rabenvogel (Elster oder Krähe) geplündert worden war. „Das Leben im Wald ist für jede Art ein täglicher Kampf ums Überleben. Fressen und gefressen werden, das ist hier der Alltag“, Kinder lernen das schnell. Und so konnten sie nur den Rest eines kleinen Vogeleis und gesprenkelte Schalen in dem weichen Vogelnest bestaunen.

Aus der Höhle einer Eiche schauten Antonella und Fridolin heraus. Für die beiden Mäuse ist dies ihr komfortables Zuhause. Im oberen Stockwerk des Baumes gibt es Wohnungen für Specht und Eule und auch viele Fledermäuse sind hier zu Gast. Obwohl innen hohl, lebt dieser Baum noch. Und auch in seinen toten Ästen herrscht reges Leben, davon konnten sich die Kinder überzeugen, denn unter der offenen Rinde war ordentlich was los. „Ein sauber gefegter Wald ist unnatürlich und Totholzbäume sind sehr wichtig in diesem Ökosystem“ erklärte Lührmann, denn sie sind Grundlage neuen Lebens im Wald.

Eine Waldwanderung sollte zwar lehrreich aber nicht langweilig sein. Und so erklomm die Kinderschar den alten Wall, um von hier oben auf den Bachlauf hinunter zu schauen und um zu sehen, ob die Luft rein ist und kein Wildschwein oder ein anderes wildes Tier die Idylle trüben könnte. „Doch halt, was liegt dort unscheinbar im Gras?“, ein junges Rehkitz, das wohl auf seine Mutter wartete. „Anfassen verboten“, so die Parole, denn das Kitz ist selbst geruchlos und somit für Fuchs und Kollegen nicht zu riechen. Dies ist ein sicherer Schutz, den der Mensch nicht zerstören darf. „Bambi kommt nur im Fernsehen vor, dabei sind Fuchs und Kaninchen aus der Waldschule viel spannender“, meinten dann auch die Kinder als sie die Exponate streicheln durften, zudem waren die Geschichten dieser Tiere, die Christa Lührmann dazu erzählen konnte, mehr als spannend.

Der Höhepunkt des Tage bildete das Picknick im Wald, schließlich ist der Wald hoch produktiv und passend zur Jahreszeit kann sich jeder Küchenchef hier bedienen. Salat mit Löwenzahn, Giersch und Knoblauchrauken oder Wildkräuterpesto, Löwenzahnhonig und Holunderblütensirup, mit seinen Kräuter bietet der Wald ein wahres Eldorado für jede Speisekarte.

Noch am Bach die Hände waschen, dann helfen alle Hände mit, Wildkräuterbutter zu zaubern oder Zitronen-Holunder-Wildblüten-Kräuterbowle herzustellen.

Für das kleine Picknick-Fest am Ende eines erlebnisreichen Tages im Wald hatte Christa Lührmann extra noch frisch gebackene Sauerteigbaguette mitgebracht. Und wie es sich bei einer so spannenden Exkursion gehört, beteiligten sich alle bei den lustigen Waldspielen. Ein kleines Lied zum Abschied. Alle Akteure waren diesem Tag vom Wald rundum begeistert. „Wir kommen wieder, keine Frage“, da waren sich alle einig. Auch ´auf eigene Faust´ gibt’s zu jeder Jahreszeit Neues zu entdecken.

24.05.2017 Friedel Hesseling

am 10. Juni in der EV – Emsdettener Volkszeitung erschienen

 

Hinweis:

Für Interessenten, die an einer Kräuter-Erlebniswanderung mit Kostproben-Picknick in 3 Gängen teilnehmen wollen: Anmeldungen über Familienbildungsstätte Steinfurt, tel. Nr. 02552-93550

Hier noch einige Wald-Rezepte:

Tee aus den Spitzen von Giersch Löwenzahn, Gundermann und Birkenblatt

Der Gundermann wächst klein und unauffällig überall in naturbelassenen Gärten und in der freien Natur. Kaum einer kennt ihn, obwohl er eine wertvolle Bereicherung für die Hausapotheke und die Küche ist. Außerdem sieht er im Garten sehr schön als Bodendecker aus und ist extrem pflegeleicht.

Löwenzahnhonig

die frischen jungen Blätter des Löwenzahn sind blutreinigend, blutbildend

Holunderblütensirup

Zutaten: 20 frische Holunderblüten, 1,5 Liter Wasser, 2 unbehandelte Zitronen

50gr. Zitronensäure, 1,5 KG Zucker

Gänseblümchen Heilöl (mit Distelöl)

hilft uns bei allen Verletzungen, wie Schnitte, Prellungen, Quetschungen, Blutergüße, Verstauchungen. Sie hilft bei Muskelkater und bei Muskelschmerzen.

Vitamintee für jede Tageszeit:

getrocknete Zutaten für die Teemischung

Apfelstücke, Hagebutten, Hibiskusblüten, Brombeerblätter, Himbeer- und Erdbeerblätter

Alle Zutaten vermischen und in einem dunklen Glas gut verschlossen aufbewahren.

Pro Tasse zwei gehäufte Teelöffel mit siedendem Wasser übergießen, zudecken

und 5 bis 8 lassen Minuten ziehen und abseihen

 

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