Kiebitz & CO im Sturzflug – auch bei uns!

Früher war die kleinbäuerliche Landschaft des Münsterlandes ein „Eldorado“ für eine große Vielfalt heimischer Vögel. Die kleinteilige Wiesenlandschaft, von Wallhecken durchzogen, bot reichlich Nahrung und Unnterschlupf.

Und heute….

Die Intensivierung der Landwirtschaft, mit ihren gravierenden Eingriffen in den natürlichen Haushalt raubt den Feld- und Wiesenvögeln den angestammten Lebensraum. Besonders die Rückgänge von Feuchtwiesenbewohneren wie Uferschnepfe und Kiebitz sind mehr als alamierend.

Der Kiebitz (Vanellus vanellus), der taubengroße Vogel mit dem Federschopf, war noch vor 30 Jahren eine Charakterart der feuchten Wiesen und Weiden. Vor allem die intensive Landwirtschaft, aber auch Nesträuber, haben zu seinem Rückgang beigetragen. Ebenso ging seine Nahrung, wie Insekten und Regenwürmer, durch den Einsatz von Unkraut- und Insektenvernichtungsmitteln drastisch zurück. Der Kiebitz brütet auf kurzrasigen feuchten Wiesen, am erfolgreichsten in kleinen Kolonien. Der Gesang des Kiebitzes wird meist im Flug vorgetragen. Er besteht aus einem lauten „chöä-chuit“ im Aufsteigen und einem „witt-witt-witt“ in der Höhe und beim Sturzflug.

Unter der Überschrift „Kiebitzbestände im freien Fall“ berichteten wir von einer Kiebitzfamilie, die nach ihrer Rückkehr aus dem Winterquartier ihren alten Brutplatz bei uns im Kreis Steinfurt wieder besiedeln wollte. Sie war so froh gestimmt, aber es kam alles anders, aber lesen sie selbst:

Aus dem Tagebuch der Familie  Kiebitz

Wir kamen im zeitigen Frühjahr mit drei Pärchen in unser Brutgebiet auf einen Acker  nähe Schulenburger-Weg zurück. Begannen dort bald mit unserem imposanten Balzflug und riefen dazu immer wider:” Kie-witt, Kie-witt.” Die Menschen freuen sich, wenn wir mit unseren Rufen:”Kie-witt, Kie-witt” aus unseren Winterquatieren zurückkommen, denn damit wird der nahende Frühling angekündigt. Nach einigen Flittertagen hatten wir drei Pärchen uns einige Mulden geschaffen, und legten dort jeweils vier Eier ab. Wir wollten ja eine Familie gründen , wie die meisten Menschen es auch machen. Das Brutgeschäft war soweit fortgeschritten, dass unsere Kinderstube in kürze zu erwarten war. Doch es kam leider alles ganz anders!!!

Eines morgens hörten wir ein lautes Brummen. Die Menschen nennen das Trecker mit Güllefass. Wir stiegen alle sechs in die Lüfte und protestierten mit lauten Rufen: “Kie-witt, Kie-witt”, doch keiner beachtete uns. Trotz dieser etwas streng riechenden Dusche auf unser Gelege setzten wir unser Brutgeschäft fort. Doch dann drang abermals ein lautes Getöse immer näher kommend zu uns rüber. Die Menschen nennen es Trecker mit Grubber.

Dieses Gespann tötete unsere gesamte bald schlüpfende Kinderschar. Es war furchtbar!!!  Wir protestierten und schimpften, doch alles half nichts, unsere Kinder waren getötet.  Der Drang eine Familie zu gründen verstärkte sich in den nächsten Tagen. Wir feierten erneut Hochzeit, legten jetzt aber nur noch drei Eier in die dafür vorbereiteten Mulden ab. Unsere Freude auf eine reichliche Kinderstube wurde abermals nach ein paar Tagen durch ein lautes näher kommendes Brummen getrübt. Die Menschen nennen es Trecker mit Pflug. Dieses Gespann machte abermals einen Strich durch unsere Familienplanung. Alle unsere noch nicht geborenen Kinder wurden lebendig begraben. “Die Trauer war groß.”  Noch einmal bäumten wir uns in den nächsten Tagen auf. Zeigten mit unseren Hochzeitz-Balz-Flügen, dass wir entschlossen waren eine Familie zu gründen. Legten erneut Eier, dieses mal aber jeweils nur zwei, denn unsere Körper waren doch schon sehr geschwächt.  Doch auch dieses mal sollte unsere Familiengründung nicht in Erfüllung gehen. Eines morgens war ein immer lauter und näher kommendes Brummen zu hören. Die Menschen nennen es Trecker mit Maisdrille. Im nu war auch unser drittes Gelege getötet. Auch unsere lauten Proteste nützten nichts. Einige Tage danach verließen wir diesen TOT bringenden Acker, ohne eine Familie gegründet zu haben. Ob wir nächstes Jahr widerkommen??? Ich glaube nicht!!!

Vor ca. 15 Jahren habe ich selber noch geackert. Die vorhandenen Kiebitz Nester  wurden von mir vorher ausgekundschaftet , und beim Pflügen mit den Händen in eine dafür vorbereitete Mulde umgesetzt. Der Bruterfolg war fast 100% .

Doch leider denken die meisten Bauern nur noch an Profit, es wird nicht mehr mit der Natur, sondern gegen die Natur gearbeitet. Es sei denn es gibt Entschädigungen , wie Blühstreifen, Lerchenfenster usw.

April ist´s,  die Felder werden  schön düngt, ganz tief mit Glyphosat den Acker vergast, von Jahr zu Jahr stärker das Gift wird dosiert, der Herr von Monsanto verspricht  sehr viel: “Ein paar Zentner Gift noch, dann sind Sie am Ziel !

Im Münsterland

HG. Reinhard Fiegenbaum

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