Naturschutz ganz praktisch: Den Vögeln über den Winter helfen

Winterfütterung: Amsel am Liebesperlenstrauch, Foto B. Hölscher

Der NABU plädiert für eine ganz andere Art der Winterfütterung: Helfen sie den heimischen Vögeln doch einfach mit der Natur in ihrem Garten oder auf ihrem Balkon. Wer Beeren tragende Sträucher oder Bäume pflanzt, der wird auch ohne Futterhäuschen viele Nahrungsgäste beobachten können.

Ein diamantblauer Blitz stürzt sich von einem Erlenzweig ins klare Wasser des Poggenbaches , taucht – und hat einen kleinen Stichling im Schnabel. Der Poggenbach in Wettringen ist eisfrei und versorgt zurzeit zwei Eisvögel mit Nahrung , die in großen Abständen am Bach ihre Reviere gegen Konkurrenten verteidigen.

Kalt ist es, Felder, Wiesen und Gärten liegen unter einer dichten Schneedecke. Und es soll noch mehr Schnee geben. An den Futterstellen herrscht Hochbetrieb. Kohlmeisen, Blaumeisen, Sumpfmeisen – sogar ein Buntspecht holen sich das Futter aus dem Futterhäuschen. Viele Menschen entdecken jetzt ihr Herz für die darbende Vogelwelt, hängen Meisenringe auf und streuen Vogelfuttermischungen in die Futterhäuschen.

Die Arten die den Winter bei uns verbringen sind relativ gut an die Kälte angepasst, der Stoffwechsel ist auf Sparflamme geschaltet. Wenn sie nicht zu oft aufgestört werden und dabei wichtige Energiereserven für die Flucht verbrauchen, können die kleinen Vögel wie Meisen, Rotkehlchen, Dompfaff und Buchfinken den Winter unbeschadet überstehen.

Probleme haben allerdings Schleiereulen und auch die Turmfalken denn ihre Nahrung, Feldmäuse, sind unter der Schneedecke nicht aufzuspüren. In harten Schneewintern bricht der Bestand total zusammen.

Wer im Winter durch die Schnee- Landschaft wandert, kann sich kaum vorstellen, dass unsere heimischen Vögel hier etwas zum Fressen finden. Aber der Schein trügt: „Wer genau hinsieht, wird einen reich gedeckten Tisch entdecken“, so Bernhard Wilhelm vom NABU Neuenkirchen/Wettringen. Ob tief gefrostete Beeren, Samen von Disteln und Gräsern oder überwinternde Insekten: Amsel, Kohlmeise, Rotkehlchen und Co. finden in der Natur genügend Nahrung, um den Winter gut versorgt zu überleben. Keine Vogelart wird vorm Aussterben bewahrt, weil sie im Winter von Menschen zusätzlich versorgt wird. Das Aussterben von Arten können wir nur verhindern, wenn wir ihre Lebensräume schützen.

Deshalb plädiert der NABU für eine ganz andere Art der Winterfütterung: Helfen sie den heimischen Vögeln doch einfach mit der Natur in ihrem Garten oder auf ihrem Balkon. Wer Beeren tragende Sträucher oder Bäume pflanzt, der wird auch ohne Futterhäuschen viele Nahrungsgäste beobachten können.

„Abgeblühte Samenstände von Stauden und Gräsern bieten den Körnerfressern unter den Vögeln (z. B. Grünling, Kohlmeise, Dompfaff) reichlich Nahrung. Im Herbst werfe ich das Fallobst unter die abgeblühten Stauden“, so Bernhard Wilhelm aus Maxhafen.

Anstatt Sonnenblumenkerne zu kaufen, lässt man einfach die Sonnenblumen stehen und hat so ein „natürliches Futterhäuschen“. Und eine Laubschicht oder ein Laubhaufen im Garten locken viele Insektenfressende Vogelarten wie das Rotkehlchen an.

„Natürlich wollen wir niemandem den Spaß am Futterhäuschen vermiesen“, so Wilhelm. Winterfütterung mache den Menschen Freude und sei eine Möglichkeit eines ersten Kontaktes zu einem schönen Hobby – der Vogelbeobachtung.
Wer auf die traditionelle Winterfütterung nicht verzichten will, sollte aber einige Regeln beachten:

  • Gefüttert werden darf grundsätzlich nur bei Frost.
  • Wer anfängt zu füttern, sollte regelmäßig damit fortfahren, solange Schnee und Frost herrschen

  • Die Futterstelle muss trocken sein und regelmäßig gereinigt werden, weil sich sonst rasch tödliche Salmonellenerkrankungen ausbreiten. Die Salmonellose tritt besonders häufig an großen Futterstellen auf – deshalb lieber eine kleine, aber sichere Futterstelle einrichten.
  • Futterautomaten sind zweckmäßiger als offene Futterhäuschen; sie brauchen weniger Kontrolle

  • Ein großes Dach schützt das Futter vor Regen, Schnee und Wind.

Übrigens: Geld kann man sparen, wenn man die Futterstellen selbst herstellt.

Ein Grundmischung für Körnerfresser bestehe zu etwa einem Drittel aus Hanf, zu einem Drittel aus Sonnenblumenkernen und zu einem Drittel aus einer Mischung von Hafer, Weizen, Mohn und Hirse, so Gunter Steinbach in seinem Werkbuch Naturschutz:“ Ausgelassenen Rindertalg bei einem Metzger besorgen und den Talg bei kleiner Flamme erhitzen bis er flüssig wird und bei kleiner Flamme Kleie und Haferflocken einrühren. Auch zerkleinerte Haselnüsse lassen sich beimischen. Durch das Einrühren entsteht ein dicker Futterbrei, der noch warm in einen Behälter gedrückt wird bevor er erkaltet und sich verfestigt.“

Der Futterring ist fertig

www.nabu.de

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Autor Holger Haag

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32 Vogelporträts

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